Golfen & Bergluft-Schnuppern ins Montafon

Von Elsa-Maria Honecker

Sport ist auch am golffreien Tag angesagt, denn hier befinden wir uns im wohl abwechlungsreichsten Tal für Sportler und Genießer der Alpen

Ich kann es kaum glauben – von Rankweil dem jüngsten Golfplatz Vorarlbergs bis ins Montafon zum ältesten Golfplatz in Schruns-Tschagguns sind es gerademal 35 Kilometer. Und doch verändert sich die Landschaft dramatisch. Hier noch die flache Rheinebene dort die üppig grünen Voralpenhügel mit den imposanten Gipfeln im Hochgebirge rund um die Silvretta. Hier ist das Ende des knapp 40 Kilometer langen Tals und die Fahrt über die kurvige Straße erinnert mich an meine 1. „Silvretta Classic“, eine der attraktivsten Hochalpen-Rallyes, wo uns Kühe, Schulkinder mit Fähnchen und Oldtimer-Freaks am Straßenrand begrüßten.

Wer spektakuläre Gletscherwelten und imposante Stauseen erleben möchte, ist hier am Talschluss genau richtig. Besonders an heißen Sommertagen ist man hier bei einem kühlen Lüftchen bestens aufgehoben.

Abwechslungsreiches Bergerlebnis

Beim Wandern, Bergsteigen, Klettern, E-Biken oder Mountainbiken steht überall das Bergerlebnis im Vordergrund. Sport ist auch am golffreien Tag angesagt, denn wir befinden uns so ziemlich im abwechslungsreichsten Tal der Alpen.

Abwechslungsreich geht es aber auch im vorderen Teil des Tals, indem sich der Golfplatz befindet, zu. Bewegung macht man hier in drei Höhenlagen: im Tal, Maisäß und alpin. Als Maisäß wird übrigens die ursprünglich landwirtschaftliche Fläche auf einer Seehöhe zwischen 1.200 und 1.600 Metern genannt, die vor allem für die Viehwirtschaft genutzt wurden. Die meisten Montafoner empfinden eine tiefe Verbundenheit mit ihren Maisäßen. Es ist ein Bindeglied zur Vergangenheit, ein Symbol für harte Arbeit und ihre Nähe zur Natur.

Generell prasseln viele neue Vokabel auf mich ein. Wussten Sie, dass der Montafoner Dialekt immaterielles Kulturgut des Unsesco Welterbes ist? Viele „Muntafunerische“ Ausdrücke kommen aus dem Rätoromanischen. Wenn ein Montafoner Golfer zum Beispiel sagt, „I bin z lützl of dr driving range gsi drom hon i welaweg z lätz gspielt“, könnte er mehr Übung gebrauchen.

Wiege des Vorarlberger Golfsports

Das mit der Übung haben die Mitglieder des Golfclubs Montafon allerdings recht gut im Griff. Der Club brachte erst kürzlich wieder zwei Nationalteamspieler hervor. Von hier kommen auch die bekannten Skirennläufer Anita Wachter, Rainer Salzgeber und Mathias Berthold – allesamt Mitglieder im Golfclub Montafon, wie mir Manager Toni Unterweger stolz erzählt. Wir sitzen bei Kaffee und frischem Marillenkuchen in dem gemütlichen Clubhaus des 9-Loch-Platzes, der schon 30 Jahre auf dem Buckel hat. Hier in Schruns-Tschagguns liegt also die Wiege des Golfsports in Vorarlberg. Zu meiner Überraschung ein ganz flacher Platz. Nur auf der 2. Bahn schlägt man erhöht ab, über eine Scheune aufs Grün – nicht so einfach, weil rechts das Aus droht. Trotzdem, das Spiel hier gestaltet sich für mich wie ein entspannter Spaziergang in eindrucksvoller Naturkulisse mit dem prächtigen Montafoner Bergpanorama rundum. Sportlich herausfordernd sind die Bahn 7, wo es carry über ein Blütenmeer geht und dahinter ein Biotop lauert und die 8, das mit 542 Metern längste Par 5 in Westösterreich. Wer nur zum Üben kommen will, der kann das gratis tun und bekommt auch noch die Schläger dazu – perfekt um Golf mal zu testen.

Kanton "Übrig"

Ich besuche zum 1. Mal Schruns-Tschagguns, die größten Orte des Montafons im Sommer. Ich bin erstaunt, dass auch im Sommer so viel los ist. Die belebte Fußgängerzone in Schruns bietet blumengeschmückte Gastgärten, nette Cafés, tolle Sportgeschäfte und hübsche kleine Geschäfte mit Montafoner Spezialitäten und Handwerkskunst.

Das 4-Sterne Aktiv & Spa Hotel Alpenrose der Familie Mäser ist offenbar der Hotspot für ein sportliches Schweizer Publikum. Mag sein wegen der Lage nahe den Bergbahnen, dem Aktiv-Angebot, der Wellness-Anlage oder dem guten Essen. Mit dem Chef des Hauses geht’s durchs eigene Jagdrevier oder in die nahen Fischgründe. Der Junior begleitet seine Gäste schon mal auf die eine oder andere Golfrunde, wenn er nicht mit Klettern, Biken oder den Pflichten eines Jung-Hoteliers beschäftigt ist.
Ich muss schmunzeln, wenn ich daran denke, dass die Schweizer einmal Vorarlberg als Kanton abgelehnt hatten und jetzt sind sie alle wieder hier - im „Kanton Übrig“.

Elsa Maria Honecker ist freie Redakteurin u.a. für das Schweizer Golf Yearbook, im GC Berchtesgadener Land Mitglied und hat ein Handicap von 22,7.

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